Buch des Monats

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Mein Buch des Monats ist mit „Philosophie der Führung“ von Dieter Frey und Lisa Kathrin Schmalzried diesmal kein Buch aus dem Bereich Psychotherapie und Selbsthilfe sondern ein Buch, das die Frage nach guter Führung aus der Philosophie heraus zu beantworten versucht.

Ich habe (nach Sophies Welt) um Philosophiebücher immer einen großen Bogen gemacht. Mir war das ganze Gebiet immer zu wenig fassbar, zu diffus, zu fremd. Ein einführendes Reclamheft und das hr Funkkolleg Philosophie haben mir da leider auch die Scheu nicht genommen. Die Vorstellung, dass ich allein bin, mir meine Welt selbst schaffe, außer mir nichts existiert (ein Gedanke aus dem Reclamheft), empfinde ich als beängstigend.

Vielleicht habe ich auch deshalb so viele Anläufe benötigt, mich auf die „Philosophie der Führung“ einzulassen (so etwa vier). Dass ich immer wieder darauf zurückgekommen bin, liegt an einer „persönlichen indirekten Betroffenheit“. In meinem täglichen Arbeitsumfeld wird offiziell nach dem Konzept der ethikorientierten Führung geführt, ein Konzept, das auf dieses Buch zurückzuführen ist, das Buch wird auch immer als Referenz angegeben, und ich wollte schon lange wissen, was sich dahinter denn für eine Haltung verbirgt und wie sich das im aktuellen Tagesgeschäft niederschlagen könnte.

Nachdem ich mich jetzt darauf eingelassen habe, verstehe ich gar nicht mehr, warum ich so große Berührungsängste hatte. Das Buch schafft es, die vorgestellten philosophischen Schulen greifbar und verständlich aufzubereiten und aus dem jeweiligen Kapitel einen Bogen zur Frage nach guter Führung im Sinne einer ethikorientierten Führung zu schlagen.

Das Modell der ethikorientierten Führung soll eine Führungskraft in Entscheidungssituationen unterstützen, es soll helfen, einen persönlichen Rahmen für Entscheidungen zu finden und diese damit erleichtern. Aus den möglichen Handlungsalternativen soll herausgefiltert werden, welche Handlungsalternativen mit den moralischen Werten der Führungskraft vereinbar sind und mit den zu erreichenden Zielen.

Hierfür wird zunächst die psychologische Seite von Führung in einem Exkurs zur Psychologie behandelt. Von dort aus geht es in die Philosophie. Nach einer kurzen Einführung in die Philosophie und deren Unterdisziplinen (Philosophen entschuldigen bitte, dass ich bei der ersten Erwähnung der „praktischen Philosophie“ kurz lächeln musste)  werden Kants kategorischer Imperativ, der Utilitarismus von Mills, Aristoteles` Tugendethik und die Ethik der Verantwortung nach Jonas dargestellt. Es folgt die Darstellung verschiedener Vertragstheorien (Hobbes, Rousseau, Rawls). In einem weiteren Kapitel wird die Frage gestellt, ob es eine Wahrheit in wissenschaftlichen, ethischen oder religiösen Theorien geben kann. Hierzu werden Popper und Lessing (die Ringparabel aus Nathan der Weise) herangezogen.

Wer sich einen sehr gut lesbar geschriebenen Einblick in ein breites Band an philosophischen Theorien verschaffen will, dem empfehle ich das das Buch ausdrücklich. Mich hat Kant schwer ins Nachdenken gebracht und das wird mich noch eine Weile begleiten. Insgesamt ein Buch, dass man auch einfach so lesen kann.

Bedauerlich, aber im Sinne des Buches richtig, finde ich, dass letztlich die Frage, was sich unter ethikorientierter Führung genau verstehen lässt, ein sehr breites Spektrum eröffnet. So, wie es in der Philosophie nicht DIE EINE RICHTIGE Moraltheorie (oder DIE allgemeingültige Definition von Philosophie) gibt, und damit auch kein allgemeingültiges Grundkonzept für Integrität, muss eine Führungskraft für sich entscheiden, auf welche Grundlagen sie sich bezieht. Kants kategorischen Imperativ oder Mills` Utilitarismus? Die Vertragstheorie von Hobbes oder Rousseau – also die Unterscheidung zwischen dem reinen Eigennutzen und der Annahme, dass der Mensch nicht nur aus Eigennutzen sondern auch aus Mitgefühl handeln können? Wie kommen Aristoteles` Tugenden hier mit zum Ausdruck?

Was zeichnet jetzt eine gute Führungskraft im Sinne der ethikorientierten Führung aus Sicht der Autoren letztlich aus? Ein persönliches, handlungsleitendes Wertegerüst, das sich in folgendem Rahmen bewegt:

  • Verantwortung für das, was ihre Entscheidungen auslösen
  • Vorbildfunktion
  • Führung situativ und nach Reifegraden
  • Fehler als Entwicklungspotential ansehen
  • Achtung der Menschenwürde
  • Ermöglichung von Mündigkeit
  • Schutz der Gleichheit (im Sinne einer Unparteilichkeit/Allparteilichkeit)
  • Sorge um Gerechtigkeit/Fairness
  • Streben nach Nachhaltigkeit
  • Toleranz

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