
Kennt ihr das Gefühlt, dass ihr einem nahestehenden Menschen gerne helfen würdet und dieser Mensch die Hilfe nicht annehmen will?
Weil ihr zu nah dran seid, weil der andere Mensch gerade nicht in der Lage ist Hilfe anzunehmen, nicht sieht, dass er Hilfe benötigt oder nicht in dem Umfang, in dem ihr sie als notwendig empfindet?
Das kann der Nachwuchs sein, der eure Hilfe bei Lern- und Arbeitstechniken und gegen Prokrastination nicht annehmen will. Die Eltern, die auf ihrer Selbständigkeit bestehen, während in ihrem häuslichen Umfeld immer klarer sichtbar wird, dass das nicht die ideale Idee ist, Partner/Partnerin, Freunde, Bekannte oder eben die ältere Dame, die gar nicht auf die andere Straßenseite gebracht werden will.
Wie geht ihr damit um? Für mich ist Hilflosigkeit eines der am schwierigsten auszuhaltenden Gefühle. Wenn mir verwehrt wird, ins Handeln zu kommen. Handeln ist für mich eine Möglichkeit, den beim Zuschauen aufgebauten Stress konstruktiv umzusetzen, aber nicht immer wird uns das erlaubt, nicht immer ist das möglich.
Wichtig ist auch, das Gegenüber durch gut gemeinte Hilfsangebote nicht in die Defensive zu bringen und damit die Bitte um Hilfe zu erschweren oder Trotz auszulösen und die als schwierig empfundene Situation sogar zu verstärken. Das kann ein schmaler Grat sein.
Letztlich muss man zunächst einmal jedem zugestehen, dass er Experte für sein eigenes Leben ist.
Was hilft mir?
Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, erst einmal zu fragen, ob Hilfe gewünscht ist und wenn ja, in welcher Form. Ich selbst mag es ja auch nicht, wenn ich mich über ein aktuelles Problem nur einmal austauschen wollte und mein Gegenüber sich als vermeintlicher Held auf sein Schlachtross schwingt und versucht, mir Dinge aus dem Weg zu räumen, die ich gerne selbst geregelt bekommen hätte. Nicht umsonst trägt eines meiner liebsten T-Shirts den Aufdruck „self rescuing princess“.
Auch hilfreich: zurücktreten, prüfen, in welchem Bereich das liegt (direkter Einflussbereich, indirekter Einflussbereich, kein Einfluss – vgl. hierzu auch meinen Beitrag zu den Circles of Influence & Concern).
Oder die Überlegung: kann ich beeinflussen, dass es mich belastet? Kann ich meinen Umgang damit ändern? In wie weit kann ich den Einfluss auf mein Leben ändern? Fällt es in den Bereich „Not my circus, not my monkeys“?
Ganz drastisch hat mir das eine Beraterin im Rahmen einer Terminserie zum Thema „Umgang mit pflegebedürftigen Angehörigen“ mit der Aussage „Jeder hat das Recht auf die eigene Verwahrlosung“ dargestellt- so hat auch jeder das Recht, Schule oder Studium gegen die Wand zu fahren, ein Problem auf die eigene Art und Weise zu lösen (oder gar nicht) und so weiter.
Man kann auch einmal in sich hinein horchen und schauen, warum man gerade in dieser Situation so stark getriggert wird, ins Handeln zu kommen. Was löst das in mir aus, was kommt mir bekannt vor, warum kann ich das gerade so schlecht aushalten? Das bringt manches Mal spannende Erkenntnisse.
Was kann man anbieten?
Ein offenes Ohr, Unterstützung – sobald gewünscht , Hilfe bei der Bewältigung der Folgen (wenn angefragt). Aber alles nur auf Wunsch und mit „Auftrag“.
Was kann man noch tun?
Man darf auch klar kommunizieren, was die Situation mit einem macht. Dazu hilft es, sich die Regeln der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg in Erinnerung zu rufen, um bei sich zu bleiben und nicht in den schnell emotional werdenden Austausch von Vorwürfen („Du …!“ – „Nein, Du …!“) zu geraten.
Zur Erinnerung:
=> ICH habe beobachtet [sichtbares Verhalten]
=> Das löst BEI MIR … [Emotionen, Körperreaktionen] aus
=> Dadurch wird MEIN BEDÜRNIS nach … verletzt
=> Für die Zukunft wünsche ICH MIR … [verändertes Verhalten]
Damit bleibt Ihr komplett bei euch, seid eure Belastung losgeworden ABER: der Wunsch kann euch erfüllt werden oder nicht => Das liegt wieder komplett beim Gegenüber, ihr habt darauf keinen Anspruch, nur weil ihr so „schön“ kommuniziert habt. Ich erwähne das explizit, weil das eine Erwartung ist, die oft unterbewusst mitschwingt.
Was ihr dabei nie vergessen solltet
Ganz zum Schluss noch ein etwas anderer Hinweis. Passt bei allem, was ihr für andere macht, auf euch auf. Ihr könnt nur dann unterstützen, wenn ihr dazwischen in der Lage seid, eure eigenen Batterien wieder aufzuladen. Das ist kein Egoismus. Letztlich hilft es ja niemandem, wenn ihr beim Versuch zu unterstützen selbst ausbrennt. Auch hierzu hatte ich schon einmal was geschrieben.
Denkt daran: Es darf leicht(er) werden UND Spaß machen.
Eure Daniela
Daniela Siegel – Mediation & Coaching
EasyUhu – der Blog
P.S.: Ganz herzlichen Dank an meinen Mann und meinen Sohn, die sich auf das spontane Fotoshooting in unserem Flur eingelassen haben.
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