Abschiede und andere Abschlüsse

Der Oktober stand bei mir im Zeichen von Abschied und Abschluss.

Ich habe das Wochenende nach dem 3. Oktober mit meinem Mann ein Seminar besucht. Kennt ihr das, wenn man das Gefühl hat, sich von einem Ort verabschieden zu müssen? Ich habe das Wochenende genutzt, um dem Ort, an dem ich seit 2018 so viele Erfahrungen sammeln durfte, bewusst und wertschätzend „auf Wiedersehen“ zu sagen. Ich werde erst einmal wohl nicht wieder dort hinfahren, brauche ein bisschen Abstand, damit sich viele Dinge setzen können. Außerdem habe ich so viele Ideen, was ich gerne alles machen würde, das trägt  mich erst einmal in eine andere Richtung.

Manchmal muss man lieb gewordene Dinge ziehen lassen, um Platz für Neues zu machen. Was dann ja auch nicht heißt, dass man nicht zurückkommen kann, wenn es wieder passt.

Spannend, dass wir uns im Rahmen dieses Wochenendes noch einmal mit dem Kontakterregungsbogen oder der „Gestaltwelle“ aus der Gestalttherapie beschäftigt haben. Dieses Modell ist in vielerlei Hinsicht so passend für meinen Oktober. 

Zum Modell: Die Kurve beschreibt die Phasen von Kontakten. Wobei der Kontaktbegriff weiter gefasst wird, als ich das ursprünglich getan hätte. Kontakt beschreibt hier nicht nur Interaktion mit anderen Menschen sondern allgemein mit dem eigenen Umfeld, ein Zyklus, der vom Entstehen eines Bedürfnisses bis zum (befriedigenden) Abschluss desselben beschrieben wird. Die Phasen variieren dabei je nach Quelle, ich werde hier das minimalistische Modell vom  letzten Seminar verwenden.
 

Aus der Ruhe erhält man einen ersten Impuls, der einen dazu bringt, ein bestimmtes Thema, einen bestimmten Kontakt zu fokussieren (wenn man keinen Hunger hat, sind einem die Essensangebote bei einem Stadtbummel relativ gleichgültig). Man könnte auch sagen, dass man zuerst das eigene Bedürfnis wahrnimmt und dann aufgrund dieses Bedürfnisses Kontakt mit der Umwelt aufnimmt.

Wir mobilisieren Energie, um das Bedürfnis zu befriedigen. Wenn wir dann die gewünschte Handlung durchführen, sinkt die Energie, die wir aufwenden, schon wieder ab, um über die Würdigung wieder in einen Ruhezustand überzugehen. Der Kontakt ist abgeschlossen, der Fokus liegt wieder auf anderen Dingen.

In unserem Leben laufen ganz viele dieser Bögen täglich nebeneinander ab. Um so wichtiger ist es, ein Auge darauf zu haben, welcher dieser Bögen noch nicht abgeschlossen ist und wo einem dieser fehlende Abschluss Energie zieht. Als wir das Modell am Anfang meiner Coachingausbildung eingeführt haben, vergleich eine der Ausbilderinnen einen nicht-abgeschlossenen Kontakt mit einem Wasserrohrbruch, hier fließt einfach konstant (mehr oder weniger stark) Energie ab. Kontaktbögen, die noch nicht angeschlossen sind, kosten Kraft.

Das kann eine zu treffende Entscheidung sein, nicht abgeschlossene, aufgeschobene Aufgaben, ein persönlicher, zwischenmenschlicher Kontakt, dem noch eine Würdigung fehlt.

Was hat das jetzt mit meinem Oktober zu tun?

Unerwartete Todesfälle lassen einen Kontaktbogen offen, der Umgang mit Trauer, mit offenen Fragen und mit Ungesagtem fällt vielen Menschen schwer. Ich durfte meinen Sohn Anfang Oktober bei den ersten Schritten auf diesem Weg begleiten. „Dürfen“, weil ich wirklich dankbar bin, dass er mich hier als Gesprächspartnerin und Unterstützung annehmen konnte – auch wenn er sonst um meine Coachingangebote eher einen großen Bogen macht.

Ich habe (völlig banal) die Entscheidung getroffen, eine langwierige und zeitintensive Ausbildung um ein Jahr zu schieben, auch das hat mich beschäftigt und mir Energie geraubt – wie viel, das weiß ich erst seit ich die Entscheidung wirklich getroffen und entsprechend kommuniziert habe.

Wie habe ich das Modell persönlich schon angewendet?

Als ich es kennenlernen durfte, habe ich es auf eine Freundschaft angewendet, die zu diesem Zeitpunkt schon einige Zeit abgebrochen war und mich immer noch beschäftigt hatte. Ich habe mir damals die Zeit genommen, mich würdigend damit auseinanderzusetzen und es damit geschafft, das Leck in der Energieleitung zu stopfen, was als sehr wohltuend empfunden habe.

Gerade für die abschließende Würdigung hätte ich es auch in Bezug auf meine Coachingausbildung anwenden sollen. Nach dem offiziellen Abschluss war ich noch nicht bereit „loszulassen“, habe deshalb zu früh eine Anschlussausbildung gemacht und zu spät gemerkt, dass das nicht die Lösung für mein Thema war. Das habe ich jetzt nachholen können. Ich bin dankbar für die Impulse der Ausbildung, die mir so viel ermöglicht hat und ich darf meinen eigenen Weg finden

Passt auf euch auf, hört auf euer Bauchgefühl und nehmt den grauen November als Einladung zur inneren Einkehr, zum Ausruhen, nachspüren, sortieren.

Schließlich ist der Herbst ja auch eine Art Abschied und eine Zeit der WÜrdigung & Ernte.

Denkt daran: „Es darf leicht(er) werden – UND Spaß  machen!“

Eure Daniela

Daniela Siegel –  Mediation & Coaching

EasyUhu – der Blog


Beitrag veröffentlicht

in

, ,

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner