„Ja, aber …“ & „Sei mir bitte nicht böse, aber …“

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Warum ich versuche, mir diese beiden Ausdrücke abzugewöhnen:

Kennt ihr die Aussage, dass „Ja, aber … “ nichts anderes ist, als eine komplizierte Art „Nein“ zu sagen?

„Ja, aber … “ ist – genau wie „Sei mir bitte nicht böse, aber … “ eine unglaublich nutzlose und ärgerliche Floskel und ich habe gerade festgestellt, dass ich diese Floskeln aus meinem Sprachgebrauch verbannen möchte. Was das Bild damit zu tun hat? Ich stand im März im Büro vor den Kaffeemaschinen und habe diese Taste gesehen und musste gleich an heiße Luft denken… Anders als heiße Luft, die zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder rausgehen darf, hat heißer Schaum jedoch die Möglichkeit, Verbrühungen zu hinterlassen, genau wie diese harmlosen(?) Floskeln.

Einerseits ist mir aufgefallen, dass ich – wenn ich in Gedanken unangenehme Gespräche voraus nehme (und ich versuche dabei wirklich, nicht wie in der Geschichte mit dem Hammer von Paul Watzlawick zu denken – gerne „sei mir bitte nicht böse, aber … “ im Kopf habe – und sind wir einmal ehrlich, wenn man so anfängt, dann ist einem klar, dass man den Empfänger der Botschaft verletzen oder verärgern wird UND man tut es trotzdem. Warum dann nicht gleich ehrlich sein und entsprechend anfangen.

Andererseits war ich vor kurzem die Empfängerin einer ausgedehnten „Ja, aber … “ Diskussion und am Ende wirklich müde, wütend und verletzt. Mein Versuch, die Diskussion zu beenden, in dem ich anerkannt habe, dass es Punkte gibt, in denen wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen wurde mit „Das wäre aber schade“ unterbunden und meine Sicht der Dinge kontinuierlich mit einem „Ja, aber … “ kommentiert.

Ich hatte ja schon vorher versucht, diese Wortkombination aus meinen Gesprächen zu verbannen, mir ist durch diesen Austausch aber wieder klar geworden, warum das so unglaublich wichtig ist.

Ich habe mich nicht ernst genommen gefühlt und hatte den Eindruck, dass mein Gegenüber mich dazu bringen möchte, einem Bild zu entsprechen, das von mir bestand und mit mir nichts zu tun hatte.

Versteckt euch nicht hinter Floskeln.

Im Leben trifft man immer wieder einmal Entscheidungen, die andere Menschen enttäuschen oder verletzen. Wenn diese Entscheidungen ehrliche, aufrichtige Entscheidungen eures Herzens sind, dann steht dazu und erkennt an, dass euer Gegenüber damit nicht glücklich ist. Ihr trefft Entscheidungen, die haben Konsequenzen, akzeptiert das. Das gehört zu einem selbstbestimmten Leben dazu. 

Wenn ihr mit jemandem nicht einer Meinung seid, geht davon die Welt auch nicht unter. Zu akzeptieren, dass es andere Sichten auf die Welt gibt und diese gleichberechtigt neben eurem Weltbild stehen können, ist eine Einstellung, die euch das Leben deutlich erleichtern kann. Ihr müsst euch auch damit nicht verstecken. Ich habe in diesem Zusammenhang das „Insel-Modell“ und der Begriff der „Zweinigung“ von Vera F. Birkenbihl kennen gelernt.

Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Mensch aufgrund der einzigartigen Biografie eine Insel ist, dann kann Kommunikation nur funktionieren, wenn man Brücken baut und wechselseitig versucht, die Sprache der anderen Insel zu verstehen und dabei zu akzeptieren, dass es (mindestens) so viele Perspektiven gibt, eine Sache zu betrachten, wie es Betrachter dieser Sache gibt. Diese Vielfalt bereichert unser Leben, vergrößert unsere eigene Insel und damit auch die möglichen Überschneidungen und Anknüpfungspunkten zu unseren Mitmenschen.

Versucht man, Einigung zu erzwingen, führt das im schlimmsten Fall zu Kontaktabbrüchen, zumindest aber zu einer sehr schwierigen Kommunikation. Dann doch lieber die Einigung darauf, dass man sich in bestimmten Punkten nicht einig ist, die „Zweinigung„. Für mich hat das auch etwas mit Respekt vor meinem Gegenüber zu tun.  Und letztlich habe ich festgestellt, dass ich persönlich einfach zu alt dafür bin, den Vorstellungen anderer Menschen über mich entgegenkommen zu wollen – auch eine schöne Erkenntnis, oder? So nach dem Motto: „Sei mir bitte nicht böse, aber das Bild, das du Dir da von mir gemacht hast, ist nicht mein Problem.“

Denkt immer daran:

„Es darf leicht(er) werden – UND Spaß machen!“

Eure Daniela

EasyUhu – der Blog
Daniela Siegel – Mediation & Coaching 

P.S.: Das Inselmodell lässt mich immer an eine ehemalige Kollegin denken, die ihre Caligrafie-Übungen mit „For Whom the Bell tolls/No Man is an Island“ von John Donne durchgeführt hat. Einig dieser Übungen haben unsere Bürowand bereichert.


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