Ikigai (3) – die kleinen Fallen am Wegesrand

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Hier sind wir jetzt beim dritten und letzten Teil meiner Mini-Serie zum Ikigai.

Zuerst möchte ich noch einmal auf die Fragen zurückkommen, die ich im ersten Teil der Serie gestellt habe.

Was kann ich gut? Wofür brenne ich? Wofür werde ich bezahlt oder könnte ich bezahlt werden? Was braucht die Welt?

Wenn man es nochmal zusammenfasst, dann sind das die Fragen nach dem Spaß an der Arbeit, dem eigenen Können, dem Sinn in der täglichen Beschäftigung und der sicheren finanziellen Basis.

 

Ich greife das nochmal auf, weil mir selbst aufgefallen ist, dass ich im ersten Teil hier schon wieder in eine eigene Falle getreten bin. In mir sträubt sich immer wieder etwas, wenn ich mir die Frage stelle „Was die Welt braucht“. Von mir????

Das ist die Frage danach, womit ich die Welt ein bisschen besser machen kann. Die Frage danach, ob ich meine Tätigkeit als sinnvoll erachte, … Die Frage nach einem (sinnvollen) Bedürfnis der Welt um mich herum, das ich bedienen kann.

Ich sperre mich schon ziemlich, mir hier große, weltbewegende Dinge zuzuschreiben – aber geht es darum? Ich habe vor einigen Jahren in einem Buch, das ich insgesamt nicht so spektakulär fand, das ich aber gelesen habe weil ich es geschenkt bekam, einen Abschnitt gefunden, der mich sehr beeindruckt hat:

Ich habe mir immer vorgestellt, dass das Leben eine Höhle voller Kerzen ist“, sagte sie. „Bei unserer Geburt brennt die Hälfte der Kerzen. Jede gute Tat entzündet eine weitere und spendet etwas mehr Licht.“ „Das klingt schön“, sagte ich. „Aber zwischendurch erlöschen auch Flammen durch Egoismus und Gemeinheiten. Verstehst Du? Einige Kerzen zünden wir an, andere blasen wir aus. Am Ende können wir nur hoffen, dass wir in dieser Welt mehr Licht als Dunkel geschaffen haben.“ (Lori Nelson Spielmann, Nur einen Horizont entfernt, S. 56)

Vielleicht kommt es darauf an? Für mich ist das zumindest eine Art Leitidee geworden.

Okay, also haben wir mit den vier Fragen aus dem ersten Teil die Fragen danach beantwortet, was wir lieben, was wir können, was uns eine finanzielle Basis gibt und was uns ein Gefühl von Sinnhaftigkeit vermittelt.

Im zweiten Teil haben wir uns die Schnittmengen angesehen:
Was ich gut kann und gerne tue (Passion/Leidenschaft), was ich gerne mache und was die Welt braucht (Mission), was mir Sinn im Leben schenkt und wovon ich leben kann (Berufung) und was ich gut kann und wovon ich leben kann(Profession/Beruf).


So weit, so gut. Es gibt in der Abbildung aber noch vier andere Schnittmengen, in der folgenden Abbildung rot schraffiert, dort überschneiden sich gleich drei der Bereiche. Das hört sich großartig an, kann uns aber in sehr unterschiedliche Sackgassen führen.

Wenn ich etwas gut kann, ich dafür brenne, es in der Welt gebraucht wird – also eine Nachfrage, ein Bedarf in der Welt besteht, ich darin einen Sinn sehe – davon aber nicht leben kann, weil es nicht bezahlt wird, ist mein Leben tendenziell nicht im Gleichgewicht, da ich finanzielle Sorgen habe.

Das gilt ebenfalls, wenn ich etwas gut kann, es liebe und tendenziell dafür bezahlt werde oder werden könnte, es die Welt aber nicht besser macht – dann fühle ich mich nicht nützlich. Ein schönes Buch hierzu ist „Bullshit Jobs“ von David Graeber.

Wenn ich gerne mache, was ich mache, dafür bezahlt werde, es sinnvoll ist, was ich tue, aber ich nicht gut darin bin, gibt mir das ein Gefühl von Unsicherheit.

Wenn ich gut kann, was ich tue, es nachgefragt wird (Sinn macht) ich mich dafür aber nicht begeistern kann, dann fehlt mir die Freude an der Sache und auch das ist auf Dauer nicht gut für mich. Gerade hier ist es vermutlich besonders schwierig, den „Fehler“ zu finden. Der Spaß an der Sache wird unterschätzt, das Leben ist ja schließlich kein Ponyhof.

Für ein Leben in Balance benötigt ihr also eine Prise aus allen vier Bereichen. Wobei ich der Meinung bin, dass es nicht notwendig ist, dass man das alles aus einer Quelle speist. Es muss nur für alle Bereiche ausreichend Platz sein. Wenn ihr allerdings eine Beschäftigung findet, bei der ihr für etwas bezahlt werdet, das ihr könnt, das euch Freude macht und das für euch sinnstiftend ist, ist dann sollte es einen sehr guten Grund geben, diesen Weg nicht zu verfolgen.

Die aus meiner Sicht beste Kompaktbeschreibung des Modells findet ihr aus meiner Sicht hier.
 

Hiermit schließe ich die Serie dann auch ab, Ich wünsche euch viel Spaß mit der Forschungsreise zu eurem Ikigai. Ich schaue hier immer mal wieder hin.

Aber auch wenn ihr euren Sinn im Lebe gefunden habt, euren Traum lebt, braucht ihr Pausen, um euch zu erholen. Ein Buch, das sich mit dem Thema der verloren gegangenen Kunst der Entspannung und Erholung beschäftigt, ist „Die 

Mañana-Kompetenz“ von Maja Storch und Gunter Frank, mein Buch des Monats im Mai 2024

Deshalb denkt daran: Es darf leicht(er) werden UND Spaß machen. 

Eure Daniela

Daniela Siegel – Mediation & Coaching
EasyUhu – der Blog


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